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Deutsches Komitee der UN-Ozeandekade und Better Oceans

Nationale Meereskonferenz: Gesunde Meere für unsere Zukunft

Die Vereinten Nationen haben 2021 die Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung gestartet – ein wichtiges Rahmenprogramm für die Einbindung von Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, um zentrale Ziele für Meeresschutz und nachhaltige Nutzung umzusetzen und dafür wissenschaftsbasierte Lösungen zu entwickeln. Das Deutsche Komitee der UN-Ozeandekade (ODK) setzt sich in Deutschland für die Umsetzung der international gesetzten Aufgaben und Ziele ein. Die Mitglieder des ODK kommen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Nichtregierungsorganisationen, Verwaltung und Medien.

Better Oceans ist Netzwerkpartner des deutschen Komitees der UN-Ozeandekade.

Im Vorfeld der Nationalen Meereskonferenz am 6. und 7. Mai in Berlin – organisiert vom Bundesministerium für Umwelt, Natur, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) – weisen die Mitglieder des ODK insbesondere politische Entscheidungsträger:innen auf die (über)lebenswichtigen Funktionen der Meere hin und fordern, effektive Maßnahmen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Meere umzusetzen. Die Entwicklung einer nationalen Meeresstrategie ist dafür dringend erforderlich. Im Sinne der Ozeandekade der Vereinten Nationen müssen internationale Entwicklungspolitik und Meeresschutz zusammen gedacht und alle gesellschaftlichen Teilbereiche (Forschung, Wirtschaft, Zivilgesellschaft, Politik u.a.) eingebunden werden. 

Auf der Nationalen Meereskonferenz vom BMUV werden im Mai alle relevanten Stakeholder der deutschen „Meerescommunity“ aus Politik, Gesellschaft, Umwelt- und Wirtschaftsverbänden, Unternehmen, Meeresforschung sowie Verwaltungen von Bund und Küstenländern zusammenkommen, um Vorhaben und Initiativen, die auf den Schutz und die naturverträgliche Nutzung der Meere abzielen zu diskutieren.

Das Impulspapier des Deutschen Komitees der UN-Ozeandekade im Wortlaut:

Meeresschutz ist Zukunftsvorsorge

Gesund leben können wir jetzt und in Zukunft nur in einer gesunden Umwelt. Das gilt auch und gerade für die Meere, von deren Ökosystemleis- tungen unser Leben abhängt. Wir Menschen und das gesamte Leben auf unserem Planeten haben unseren Ursprung in den Meeren, die zusammen das größte Ökosystem der Erde bilden.

Meere liefern Sauerstoff zum Atmen sowie Nahrung für mehr als ein Drittel der Menschheit Sie sind wichtige Transportwege, liefern erneuerbare Energie, bieten Arbeit ebenso wie Erholung, sie sind Quelle für Inspi- ration, für Kunst und Kultur sowie Orte für Freizeit und Wassersport. Außerdem sind sie faszinierende Lebens- welten mit immenser Artenvielfalt, die insbesondere in der Tiefsee größtenteils noch nicht einmal entdeckt und erforscht ist.

In den zurückliegenden Jahrzehnten haben die Meere rund 25 Prozent der von Menschen verursachten Koh- lendioxid-Emissionen aufgenommen und damit eine noch schnellere Erderwärmung verhindert. Außerdem nehmen sie 90 Prozent der zusätzlichen Wärmeenergie auf, die durch den menschengemachten Treibhauseffekt in der Atmosphäre entsteht. Der Klimawandel wird derzeit noch von den Meeren maßgeblich gebremst, aber wieviel Kohlendioxid und Wärmeenergie können sie künftig noch aufnehmen? 

Keine der großen globalen Herausforderungen ist ohne gesunde Meere zu bewältigen. Das gilt für die Klimakrise, den Verlust von Artenvielfalt und Lebensräumen sowie für die Sicherung der Existenzgrundlagen der Menschheit insgesamt. 

Der Gesundheitszustand der Meere hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verschlechtert und verschlechtert sich stetig weiter. 

Die Populationen von Fischen, Meeressäugern und anderen Meereslebewesen nehmen zum Teil drastisch ab. Artenvielfalt und intakte Lebensräume verschwinden ebenso wie wichtige Leistungen der Ökosysteme – und das in teils hohem Tempo und dramatischem Ausmaß. Auch Nord- und Ostsee sind in einem schlechten öko- logischen Zustand. 

Bislang fehlen wirksame Maßnahmen zu Schutz und wirklich nachhaltiger Nutzung der Meere und ihrer Ressourcen. Dies betrifft nicht nur die Vermeidung und Unterbindung zunehmender Verschmutzung durch Plastikmüll und den Eintrag von Schad- und Nährstoffen. Vielmehr bedarf es auch klarer Vorgaben, Umsetzungs- sowie Durch- setzungsmechanismen zur nachhaltigen Nutzung bezüglich Fischerei und Aquakultur, ebenso wie für den Abbau von Rohstoffen, den Bau von Anlagen zur Energiegewinnung, den Schiffsverkehr und den Tourismus.

Verstärkt wird die zunehmende Belastung der Meere vor allem durch die Auswirkungen des Klimawandels: Der Meeresspiegel steigt, das Wasser wird immer wärmer und saurer, während der Sauerstoffgehalt sinkt. Damit ver- schlechtern sich einerseits die Perspektiven für eine dauerhafte und nachhaltige Nutzung der Meeresressourcen. Dadurch kommt es aber zunehmend auch zu Gefahren an Land. Schon jetzt bekommen wir die Auswirkungen zu spü- ren: Extremwetterereignisse, Hitzerekorde, Überflutungen, Nahrungsknappheit, Gesundheitsrisiken, Klimaflüchtlinge sind Folgen dieser Entwicklung.

Initiativen für eine Trendumkehr

Nicht nur national und europäisch, sondern weltweit gibt es bereits Initiativen für eine Trend- umkehr, die so schnell und nachdrücklich wie möglich unterstützt und umgesetzt werden müssen. Deutschland leistet hier durch die Meeres- forschung und die Entwicklungszusammenarbeit bereits einen wesentlichen aber noch deutlich aus- baufähigen Beitrag. In internationalen Abkommen muss der Schutz von Artenvielfalt und Meeres- natur verbindlich festgelegt werden, ebenso die Unterbindung der zunehmenden Verschmutzung sowie Übernutzung der Meere. Energiegewinnung auf See bietet Chancen für die Energiewende – allerdings nur, wenn Klimaschutz und Meeres- naturschutz dabei im Gleichgewicht bleiben. 

Die Vereinten Nationen haben 2021 die Dekade der Meeresforschung für Nachhaltige Entwicklung gestartet – ein wichtiges Rahmenprogramm für die Einbindung von Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, um zentrale Ziele für Meeresschutz und nachhaltige Nutzung umzusetzen und dafür wissenschaftsbasierte Lösungen zu entwickeln. Viele unserer Aktivitäten an Land wirken sich negativ auf den Zustand des globalen Ozeans aus, der jedoch von zentraler Bedeutung ist, um drängende Probleme zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen zu lösen.

In der internationalen Meerespolitik ist die kohärente Verknüpfung und Umsetzung von umwelt- und entwicklungspolitischen Initiativen von zentraler Bedeutung, so wie es viele der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Na- tionen, insbesondere das Nachhaltigkeitsziel 14 (Leben unter Wasser) festschreiben. Meeresschutz braucht Vernetzung und Anbindung über nationale Grenzen hinaus.

Meeresschutz und nachhaltige Entwicklung müssen sich gegenseitig verstärken und die Länder des globalen Südens müssen dabei unterstützt werden, eine eigene effektive Meeresschutzpolitik dauerhaft zu etablieren. Im Einklang damit ist das übergreifende Thema der 2025 UN Ocean Conference (UNOC 3) die Beschleunigung von Maßnahmen und Mobilisierung aller Akteure zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Ozeane.

Wichtige erste Schritte wurden in Deutschland bereits ergriffen. Wir brauchen eine nationale Meeresstrate- gie, die mit Beteiligung aller Ministerien und der Zivil- gesellschaft entwickelt wird. Im Bundestag hat sich ein neu gegründeter Parlamentskreis auf den Weg zu #Meerpolitik gemacht. Und unter der letzten deutschen Präsidentschaft wurde der G7 Ocean Deal beschlossen. Aber dies kann nur ein Anfang sein.

Wir brauchen Sie! Wir stehen jederzeit gern für einen vertiefenden Austausch zur Verfügung.

Als Deutsches Komitee der UN-Ozeandekade (ODK) setzen wir uns mit unserem Netzwerk
aus Wissenschaft, Wirtschaft und gesellschaftlichen Initiativen für Meeresschutz und eine nachhaltige Nutzung der Meere ein. Wir sehen die Entwicklung einer nationalen Meeresstrategie als dringend erforderlich an, um neue Impulse und effektive Maßnahmen für einen nachhaltigen Umgang mit den Küsten, Meeren und Ozeanen umzusetzen – auf nationaler Ebene in Nord- und Ostsee ebenso wie auf europäischer und internationaler Ebene. Die Nationale Meereskonferenz 2025 ist hierzu für uns ein wichtiger Meilenstein.

Der Gesundheitszustand der Küsten, Meere und Ozeane muss wieder verbessert werden. Wir brauchen funktionierende, widerstands- und leistungsfähige Ökosysteme, um die Gesundheit und das Wohlergehen und Überleben der Menschen heute und in Zukunft zu sichern. Es gibt vielversprechende Lösungsansätze. Für deren Umsetzung brauchen wir Mitwirkung und Unterstützung auf allen politischen Ebenen und alle gesellschaftlichen Kräfte.

Kontakt:
Deutsches Komitee der UN-Ozeandekade (ODK)

www.ozeandekade.de

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