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Unterwasserlärm

Die unsichtbare Gefahr

Motorgeräusche und Schallwellen stören das Hör- und Orientierungsvermögen von Walen beträchtlich. Foto: Talia Cohen/Unsplash

Neben Mikro- und Makroplastik gibt es unsichtbare Gefahren für das Ökosystem Meer: Lärmverschmutzung. zunehmender Schiffsverkehr, der Bau und Betrieb von Offshore-Windparks und Öl- und Gasplattformen, seismische Untersuchungen mit Schallkanonen (bei denen nach Öl- und Gasvorkommen gesucht wird) sowie militärische Aktivitäten stellen ein massives Problem dar.

Text. Lesley Sevriens

Schiffsverkehr ist der größte Verursacher von Unterwasserlärm. Foto: Chris LeboutilierUnsplash

Menschen verändern die akustischen Landschaften im Meer

Nicht nur unsere Städte werden messbar lauter, sondern auch unsere Ozeane: Wir Menschen verändern die akustischen Landschaften im Meer massiv. Genauso wie unerwünschter Lärm bei uns Stress verursacht und sich negativ auf unsere Gesundheit auswirkt , ergeht es auch den Meeresbewohnern. Inzwischen überlagert anthropogener, also durch Menschen verursachter Lärm, zunehmend die natürliche Geräuschkulisse der Unterwasserwelt – mit verheerenden Auswirkungen auf die Meeresbewohner, von denen manche besonders empfindlich für hochfrequente, andere für tieffrequente Geräusche sind. Laut NABU hat sich die Hintergrundbelastung mit Unterwasserschall in den Meeren in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil verdoppelt bis verdreifacht. Als einer der weltweit größten Verursacher gilt die Berufsschifffahrt durch die sogenannte Kavitation als Lärmquelle – ausgelöst durch den Schiffsantrieb. Als Kavitation bezeichnet man das Entstehen und Zerplatzen von mit Dampf gefüllten Blasen. Die zerplatzenden Gasbläschen erzeugen für die Meeresbewohner ohrenbetäubenden Lärm.

Die Bautätigkeit von Offshore-Windparks kann das Hörvermögen von Walen beträchtlich stören. Foto: Nicholas Doherty/Unsplash

Lärm nimmt Meeresbewohnern Lebensraum 

Weil Wasser den Schall sehr gut leitet – Unterwasserschall kann sich über große Distanzen ausbreiten – spielt er für viele Meeresbewohner eine große, oft überlebenswichtige Rolle. Der Gehörsinn von Meeressäugetieren wie Schweinswalen oder Delphinen ist hoch spezialisiert. Sie „sehen“ quasi mit den Ohren und nutzen ausgeklügelte Schall-Systeme zur Kommunikation und Orientierung. Dank ihrer hochentwickelten Echoortung, bei der sie aktiv Schallwellen aussenden, finden sie sich in den Meeren zurecht. Auch Fischarten wie der Dorsch nutzen Schall zur Kommunikation und Ortung. Der von Menschen verursachte Lärm jedoch beeinträchtigt nicht nur ihre Orientierung und Verständigung mit Artgenossen, sondern auch ihr Paarungsverhalten, die Nahrungssuche und den Schutz vor Fressfeinden. Welche Auswirkungen der von Menschen verursachte Unterwasserschall auf die Meeresbewohner hat, ist abhängig vom Schallpegel sowie von der Entfernung zur Schallquelle. Bei den sensiblen Schweinswalen etwa, kann der Unterwasserschall die Hörorgane dauerhaft schädigen und sogar zum Tod der Meeressäugetiere führen. Da der Unterwasserlärm auch an Schutzgebietsgrenzen nicht Halt macht, gibt es immer weniger ungestörte Rückzugsräume für sensible Arten, und den Meeresbewohnern geht immer mehr Lebensraum verloren.

Das folgende Video veranschaulicht, wie sich die Lärmverschmutzung auf das Ökosystem Meer auswirkt:

Hier geht es zum Video!

Inzwischen wird das Problem international erkannt und es gibt zahlreiche Bestrebungen, die maritime Lärmverschmutzung dauerhaft zu reduzieren. So fordern etwa der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der International Fund for Animal Welfare (IFAW) die Bundesregierung auf, sich stärker gegen Lärm im Meer einzusetzen. Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND kritisiert: „In unseren Meeren ist es zu laut. Wirksame Maßnahmen zum Schutz der Meeresbewohner gegen Lärm werden nicht umgesetzt. Hier muss die Bundesregierung dringend nachbessern.“ Bleibt zu hoffen, dass solche Forderungen in den Ohren der politischen Entscheider am Ende mehr als Schall und Rauch sind und dass daraus aktive Schutzmaßnahmen und neue Gesetze resultieren.

www.bund.net/unterwasserlärm