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Plastikverschmutzung

Das geht uns alle an!

© Brandon Cole

Unsere Weltmeere bieten Nahrung für gut zwei Milliarden Menschen. Und sie haben maßgeblichen Einfluss auf das Klima und die Artenvielfalt. Doch statt dem Schutz der Meere die größtmögliche Priorität einzuräumen, nimmt die Verschmutzung drastisch zu – und sie nimmt immer verheerendere Ausmaße an. Vor allem Mikroplastik und gigantische Müllstrudel zerstören die maritimen Lebensräume.

Text: Lesley Sevriens

Foto: Naja Bertold/Unsplash

Plastikmüll in Zahlen

Jährlich werden weltweit 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, davon landen laut Schätzung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) mehr als 10 Millionen Tonnen als Müll in den Ozeanen. Inzwischen treiben auf jedem Quadratkilometer der Wasseroberfläche bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe. 

Plastic Waste in the Pacific - Taiwan
Eine Pastiktüte braucht Jahrzehnte, bis sie zerfallen ist. Foto: Magnus Lundgren

Plastik macht 75% des Meeresmülls aus  

Ein Großteil der Weltbevölkerung lebt an Küsten und Flüssen. Deswegen gelangen riesige Mengen Müll – Plastik von Mülldeponien und aus den Städten – durch Wind und Regen in direkt in Flüsse und Meere. 80 Prozent des Meeresmülls stammt vom Land. Die restlichen 20 Prozent werden direkt auf dem Meer verursacht – durch Schifffahrt, Fischerei, durch verloren gegangene Ausrüstung (z. B. Geisternetze), sowie durch die Offshore-Industrie. Darunter fallen unter anderem Öl- und Gasplattformen aber auch Aquakultur-Anlagen. Ein Großteil des Meeresmülls – nämlich 75 Prozent – besteht aus Plastik. Inzwischen wissen wir, dass gerade die Robustheit und Langlebigkeit des Materials der Umwelt zum Verhängnis wird. Durch die Einwirkung von Sonne, Salzwasser und Reibung zerfällt es nach und nach in immer kleinere Teile – auch so entsteht Mikroplastik. Und selbst dieser Prozess des Verfalls dauert oft Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte. Beispiel: Eine Plastiktüte benötigt zehn bis 20 Jahre, ein Styroporbecher ca. 50 Jahre und eine PET-Flasche 450 Jahre, bis sie vollständig zerfallen ist. Abhängig von der Größe der Teile wird zwischen „Makromüll“ (> 5 mm) und „Mikromüll“ (< 5 mm) unterschieden.

Meeresschild­kröten verwechseln Plastiktüten mit Quallen

Mikromüll sammelt sich unter anderem in gigantischen Meeresstrudeln. Insgesamt fünf dieser kreisförmigen Wirbelströmungen, die hauptsächlich aus kleinen Plastikpartikeln bestehen, wurden bisher auf den Ozeanen entdeckt. Zusammengenommen haben sie eine Fläche von über 1,6 Millionen Quadratkilometer. Das entspricht der viereinhalbfachen Fläche von Deutschland. Der nordpazifische Müllstrudel Great Pacific Garbage Patch (GPGP) ist der mit Abstand größte von ihnen. Er wird auch als der 7. Kontinent bezeichnet.

Viele Tiere, vor allem Meeresschildkröten, verwechseln die umherschwimmenden Plastikteile mit Nahrung. Manche Schildkröten etwa halten die schwimmenden Plastiktüten fatalerweise für Quallen. Meeresbewohner verschlucken oder filtrieren (etwa Muscheln) den Müll, ohne ihn verdauen zu können. Als wäre das nicht bereits verhängnisvoll genug, sondern die umhertreibenden Kunststoffpartikel Umweltgifte ab, die darüberhinaus verheerende Auswirkungen auf das Ökosystem haben.

Am tiefsten Punkt der Erde – Mikroplastik im Mariannen­graben 

Inzwischen wissen wir, dass es immer mehr Müll auch auf dem Meeresgrund gibt – selbst im elf Kilometer tiefen Mariannengraben, dem tiefsten Punkt der Erde wurden bereits Ablagerungen von Mikroplastik gefunden. Beschwert durch das Gewicht von Bakterien und Algen gelangen selbst kleinste Plastikpartikel in große Tiefen. Die komplette Unterwasserwelt und das gesamte Ökosystem Meer leiden unter den von Menschen verursachten Abfällen – Korallenriffe, Fische, Seevögel und Algen ebenso wie die Mangrovenwälder und Strände.

Aber es gibt auch positive Strömungen: Lobenswerterweise haben sich im Laufe der Jahre weltweit Initiativen und Meereschutz-Organisationen gebildet, die sich der Rettung der maritimen Ökosysteme verschrieben haben, Clean-ups organisieren, das Bewusstsein gegen die Vermüllung unserer Ozeane schärfen und Gesetze zum Schutz der Meere einfordern. Viele Unternehmen übernehmen Verantwortung, andere recyceln Meeresmüll, um daraus Produkte zu fertigen. Zunehmend rückt das Thema in den Fokus der Öffentlichkeit und Meeresschutzprojekte wie etwa der Bau von so genannten Trash Booms (schwimmende Müllbarrieren) werden finanziell gefördert. Auch das Bundesministerium für Umwelt (BMU) hat den Meeresumweltschutz auf seiner Agenda und fördert Projekte, die die Vermüllung der Meere reduzieren. „Das Problem Meeresmüll drängt mehr denn je“, so Bundesumweltministerin Svenja Schulze. Und natürlich kann auch jeder einzelne etwas gegen die Vermüllung der Meere tun – wer die Nutzung von Plastik im Alltag (deutlich) reduziert, hat den ersten Schritt bereits getan.