Haie

Hai-Life

Blauhai. Foto: Wolfgang Pölzer

Oft falsch verstanden und zu Unrecht stigmatisiert. Haie sind weder mordlüsterne Bestien noch handzahme Kuscheltiere. Sie sind vielmehr hoch angepasste Jäger am Ende der Nahrungskette und immens wichtig für das gesamte Ökosystem Meer. Better Oceans gibt Einblicke in die faszinierende Biologie der äußerst vielfältigen und leider auch stark bedrohten Raubtiere.

Text: Wolfgang Pölzer

Weisspitzen-Hochseehai
Weisspitzen-Hochseehai mit seinen Pilotfischen. Foto: Tobias Friedrich/below surface

Gräten oder Knochen? Haie sind Wirbeltiere

Haie gehören zu den Wirbeltieren, unterscheiden sich jedoch durch ihr knorpeliges Skelett in das – im Gegensatz zu unseren Knochen – kein Kalk eingelagert wird. Damit bleibt ihr Körper flexibler und wendiger: optimale Voraussetzungen für einen schnellen Jäger. Gemeinsam mit Rochen und den weniger bekannten Seekatzen werden Haie zur Klasse der Knorpelfische zusammengefasst. Derzeit kennt man rund 500 verschiedene Arten von Haien, etwa 630 Rochen und 55 Seekatzen (Chimären). Haie leben in allen Weltmeeren von den Tropen bis in arktische Gewässer, von der Wasseroberfläche bis in die Tiefsee. Einige wenige Arten leben sogar zeitweise bis ständig im Süßwasser.

Hammerhai
Hammerhai / Foto: Wolfgang Pölzer

Wer war zuerst da: Haie oder Dinos?

Die ersten Urhaie haben vermutlich schon vor über 400 Millionen Jahren im Erdaltertum gelebt – und damit etwa 200 Millionen Jahre bevor die ersten Dinosaurier das Licht der Welt erblickt haben. Da Knorpel im Gegensatz zu einem knöchernen Skelett nur unter extrem seltenen Bedingungen versteinern kann, hat man aus dieser Zeit hauptsächlich fossile Haizähne gefunden. Dementsprechend wenig weiß man leider über Evolution und Erscheinungsbild der damaligen Haie.

Teppichhai
DerTeppichhai liegt meist still auf dem Boden. Foto: Tobias Friedrich/below surface

Wieviel Haiarten gibt es? Und wo leben sie?

Die derzeit über 500 bekannten Haiarten haben nicht nur alle Weltmeere, sondern auch die unterschiedlichsten ökologischen Nischen erobert – vom warmen, sonnendurchfluteten Korallenriff bis zur lichtlosen, eiskalten Tiefsee, von am Meeresgrund regungslos verharrenden Lauerjägern bis hin zu ständig schwimmenden Hochseebewohnern. Größenmäßig bewegen sich Haie vom kaum 20 Zentimeter langen Laternenhai, der in der Tiefsee kleinen Fischen und Wirbellosen nachstellt, bis hin zum über 14 Meter langen und maximal 12 Tonnen schweren Walhai, Planktonfresser und größter lebender Fisch überhaupt!
Eine Hand voll Arten von Flusshaien hat sich sogar an ein Leben im Brack- und Süßwasser angepasst und bewohnt zumeist trübe Flüsse in weiten Teilen Südasiens und auch in Australien. Eine Sonderstellung nimmt der zur gleichen Familie der Requiemhaie zählende Bullenhai ein. Er lebt nicht nur nahezu weltweit an allen tropischen und einigen subtropischen Küsten, sondern bewohnt zusätzlich auch Flüsse und sogar damit verbundene Seen hunderte Kilometer landeinwärts. Im Mississippi wurden einzelne Exemplare sogar schon mehr als 1000 Kilometer flussaufwärts gesichtet. Physiologisch bemerkenswert ist, dass er den osmotischen Druck in seinem Gewebe dem sich verändernden Salzgehalt im Meer-, Brack- und Süßwasser ständig anpassen kann und so nicht nur kurzzeitig, sondern ganz nach Belieben in dem jeweiligen Gewässer verbleiben kann. Das reicht so weit, dass es selbst reine Süßwasserpopulationen vom Bullenhai gibt. 

Wie schnell können Haie schwimmen? Und was haben Haihaut und Flugzeuge gemeinsam?

Ganz ohne Knochen geht es jedoch auch bei Haien nicht. Denn ihre sogenannten Placoidschuppen bestehen aus Dentin – also dem gleichen Knochengewebe, das wir von unseren Zähnen (Zahnbein) her kennen. Diese Schuppen bedecken den gesamten Haikörper und bilden so eine knöcherne Außenhaut, ein sogenanntes Exoskelett, das für hohe Festigkeit sorgt. Auch die Haizähne an den Kieferrändern sind gleich aufgebaut. Man könnte also sagen, Haie sind komplett mit Zähnen überzogen. Diese sind allesamt nach hinten gerichtet und fühlen sich glatt an, wenn man einem Hai vom Kopf Richtung Schwanz streichen würde – in umgekehrter Richtung erinnern sie dann aber an Schleifpapier.
Die winzigen Zähnchen machen die Haut nicht nur widerstandsfähig gegen Verletzungen und Parasiten, sie verringern auch den Strömungswiderstand. Unter der Lupe betrachtet verfügen nämlich die Placoidschuppen allesamt über eine nur Bruchteile von Millimeter tiefe Rillenstruktur, die beim schnellen Schwimmen die Reibungskräfte enorm reduziert. Meister ihrer Klasse sind die hochseebewohnenden Makohaie, die bei ihrer Jagd auf Thunfische Spitzengeschwindigkeiten von über 70 Stundenkilometer erreichen können.
Nicht umsonst dient genau die Hautstruktur von Makohaien als Vorbild für Oberflächenbeschichtungen von Flugzeugen, um den Reibungswiderstand und damit die Treibstoffkosten zu reduzieren. Das könnte auch für Schiffsrümpfe und U-Boote gelten. Sogar an Anzügen für Wettkampfschwimmer wird nach dem Vorbild geforscht.

Walhai
Walhai

Haifischzähne – was ist ein Revolvergebiss?

Je nach bevorzugter Beute haben sich auch die Zähne verschiedener Haiarten perfekt an ihre Funktion angepasst. So besitzen etwa bodenlebende Haie kurze, aber massive, plattenförmige oder leicht gezackte Zähne, die optimal geeignet sind um vor allem hartschalige Beute aus Krebsen, Krabben oder auch Seeigeln aufzuknacken. Ausgesprochene Fisch- oder Tintenfischjäger haben hingegen dünne nadelspitze Zähne, um ihre glitschige Beute wirkungsvoll festzuhalten. Große Räuber wie Tiger- oder Weißer Hai verfügen über dreieckige, messerscharfe und gezähnte Zähne, um Beutetiere wie Robben, andere Haiarten oder gar den Panzer von Schildkröten regelrecht zu zersägen. Da bei solchen Aktionen durchaus auch mal Zähne ausreißen können, haben Haie das höchst geniale Revolvergebiss entwickelt. Sie verfügen über mehrere Reihen von Zähnen, die bei Zahnverlust von innen nach außen nachwachsen. Und zwar ständig, sodass ein Hai im Laufe seines Lebens mehrere tausend Zähne produzieren kann. Die großen Planktonfresser wie Wal-, Riesen- und Riesenmaulhai haben zahllose winzige Zähnchen, die vermutlich hauptsächlich zum Festbeißen bei der Paarung dienen. Für die Nahrungsaufnahme selbst verwenden sie hingegen einen Kiemenreusenapparat – den Mantarochen nicht unähnlich – der auch kleine Planktonkrebse aus dem eingesaugten oder durchgeströmten Wasser auszufiltern vermag.
Haie haben ein Revolver-Gebiß. Bei Zahnverlust rückt die nächste Zahnreihe nach. Foto: Tobias Frieddrich/below surface

Haben Haie einen sechsten Sinn?

In den meisten Sinneswahrnehmungen sind uns Haie weit überlegen. Einzig beim Geschmackssinn würden wir Menschen im Vergleich wohl besser abschneiden. Der Geschmack sitzt beim Hai am Gaumen und muss im Wesentlichen nur entscheiden, ob die Beute genießbar ist oder nicht. Zusätzlich helfen einfache Geschmacksknospen mit, die sich nahezu über die gesamte Haut verteilen. So liefern Vorbeistreichen oder leichtes Anstupsen der potentiellen Beute schon vorab Informationen, ob sich ein Biss lohnt oder nicht.
Wesentlich besser ausgeprägt ist der Geruchssinn. Das Riechzentrum der Haie kann bis zu zwei Drittel der Gehirnmasse ausmachen und erklärt, warum etwa winzige Mengen von Fischblut schon aus über 100 Meter Entfernung wahrgenommen werden können. Die hochempfindlichen Rezeptoren dafür befinden sich in den Nasengruben seitlich an der Schnauze. Durch leichte Pendelbewegungen des Kopfes strömt hier ständig Wasser vorüber. So kann der Hai seine Beute zielgenau aufspüren. 

Auch die Augen der Haie können sich wahrlich sehen lassen, obwohl vermutet wird, dass die meisten Arten farbenblind sind, beziehungsweise nur bestimmte Lichtfrequenzen wahrnehmen können. Nachdem viele Haie dämmerungs- oder nachtaktiv sind, verwundert es nicht, dass ihre Augen hoch lichtempfindlich sind und über ein ähnliches tapetum lucidum verfügen wie etwa unsere Hauskatzen. Diese verspiegelte Schicht hinter der Netzhaut funktioniert quasi wie ein Lichtverstärker, der auch geringste Lichtquellen noch wahrnehmen kann.
Das Gehör der Haie ist besonders für tiefe Schallfrequenzen von etwa 10 bis 800 Hz empfindlich. Es reicht bis zu mehreren Kilometer weit. Beispiele für solch niederfrequente Töne sind etwa im Todeskampf zappelnde Fische, grunzende Robben oder singende Wale. Zum Vergleich: Erwachsene Menschen hören zwischen 2000 und 5000 Hz am besten. 

Der Tastsinn in der Haut der Haie reagiert extrem empfindlich auf Druck- und Temperaturunterschiede, dass damit Wasserströmungen wahrgenommen weden, die etwa ein vorbeischwimmender Fisch oder ein Hindernis vor ihnen verursacht. Ihr Seitenlinienorgan – das wir auch von Knochenfischen und im Wasser lebenden Amphibien kennen – überzieht den Kopf und reicht bis zur Schwanzspitze, es fungiert sozusagen als lebenswichtiger Fern-Tastsinn. 

Zusätzlich verfügen Haie auch über einen mehr oder weniger gut ausgeprägten elektrischen Sinn. Dieser verbirgt sich in den Lorenzinischen Ampullen und ist an den zahlreichen dunklen Poren am Kopf, vor allem rund um das Maul zu erkennen. Jede Pore ist der Eingang zu einem mit Gallertmasse gefüllten Kanal dar, funktioniert wie ein gut leitendes biologisches Kabel und mündet in einer Ampulle voller Elektrorezeptoren. Diese Biosensoren gleichen einem hochfeinen Spannungsmesser und können auf kurze Distanz die elektrischen Felder jedes Lebewesens orten. Meister in seinem Fach ist hier etwa der Große Hammerhai, der mit seinem überbreiten flachen Kopf voller Lorenzinischer Ampullen auch tief im Sand vergrabene Rochen oder Krebse aufspüren kann. Vermutungen legen nahe, dass die Lorenzinischen Ampullen auch der Orientierung an dem Magnetfeld der Erde dienen. Das würde etwa zielgerichtete Wanderungen mancher Haiarten über weite Strecken durch die Hochsee erklären.

Haigebiss
Beeindruckendes Gebiss eines Sandtigerhais.Foto: Wolfgang Pölzer

Sexuelle Spätzünder – wann sind Haie geschlechtsreif?

Haie wachsen langsam und werden teilweise erst nach mehreren Jahrzehnten geschlechtsreif. Extrembeispiel ist der im Polarmeer lebende Grönlandhai. Erst nach 150 Jahren erreicht er die Geschlechtsreife –bei einer Lebensspanne von ungefähr 500 Jahren – der absolute Rekord für ein Wirbeltier. Eine der bekanntesten und von Tauchern und Schnorchlern am häufigsten gesichtete Haiart ist der Weißspitzen-Riffhai. Er entspricht eher dem Durchschnitt, wird mit etwa 7 bis 9 Jahren geschlechtsreif und maximal 20 bis 25 Jahre alt.
Hai-Ei
Eikapsel vom Katzenhai im Mittelmeer. Foto: Wolfgang Pölzer

Wie vermehren sich Haie? Und wie werden sie geboren?

Eine der Gemeinsamkeiten von allen Knorpelfischen ist die innere Befruchtung mittels Klasper. So werden die paarigen Begattungsorgane genannt, die aus zusammengerollten Bauchflossen bestehen und markante Unterscheidungsmerkmale zwischen Männchen von Weibchen sind. Bei der Paarung selbst geht es meist recht ruppig zu, ein Umstand, der bei den Weibchen oft in Bisswunden an den Brustflossen oder der Kiemenregion hinterlässt. An diesen Stellen verbeißt sich das Männchen, um sich für die Kopulation zu stabilisieren, bei der Spermienklumpen in den röhrenförmigen Klaspern übertragen werden.
Mehr als zwei Drittel aller Haiarten sind lebendgebärend, der Rest legt wenige große Eier. Beides benötigt im Schnitt rund ein Jahr bevor ein voll entwickeltes und sofort selbständiges Haibaby geboren wird. Die lebendgebärenden Haie bringen oft nur eine Hand voll Junge zur Welt, große Arten bis zu ein paar Dutzend. Hier unterscheidet man mehrere Formen, die von noch im Mutterleib aus ihren Eihüllen schlüpfenden Jungtieren bis hin zu echter Ernährung der Embryonen über eine Gebärmutter reichen. 

Eine Sonderstellung nimmt der äußerst skurril erscheinende aber gar nicht so seltene intrauterine Kannibalismus mancher Haiarten ein. Bei Sandtigerhaien entwickeln sich nach der Paarung mehrere befruchtete Eier im paarigen Eileiter der Weibchen. Die größten Embryonen schlüpfen schon im frühen Entwicklungsstadium aus ihren Eihüllen und verschlingen noch im Mutterleib ihre schwächeren ungeborenen Geschwister sowie unbefruchtete Eier. Bis zur Geburt bleibt so pro Eileiter nur je ein ungewöhnlich großes Jungtier mit hoher Überlebenswahrscheinlichkeit übrig. Ein 3 Meter großes Sandtigerweibchen vermag so, 2 Jungtiere von 1 Meter Länge und 20 kg Gewicht zu gebären. 

Eine völlig andere Strategie verfolgt der Walhai, bei dem die Weibchen bis zu 300 Jungtiere in verschiedenen Entwicklungsstadien im Körper tragen und vermutlich über einen längeren Zeitraum hinweg lebend gebären.

Weisser Hai Käfig
Den Weissen Hai beobachtet der Taucher sicherheitshalber vom Käfig aus. Foto: Tobias Friedrich/below surface

Sind Haie gefährlich für Menschen?

Das Bild des blutrünstigen Menschenfressers ist leider durch Horrorfilme, durch falsche Überlieferungen abewr auch durch Videospiele fest in unseren Köpfen verankert. Von den über 500 verschiedenen Haiarten ist jedoch gerade mal eine Hand voll potentiell für Menschen gefährlich, wobei der Bullenhai noch deutlich vor dem Weißen Hai steht. So wie ein hungriger Löwe in der Savanne, ist auch ein Hai kein Kuscheltier und es gibt im Wasser Situationen, die man vermeiden sollte: beispielsweise vor trüben Flussmündungen zu schwimmen und zu surfen oder mit frisch harpunierten Fischen am Gürtel zu schnorcheln. 

Fakt ist, dass der Mensch bei keiner Haiart auf dem Speiseplan steht und ein Haiangriff deutlich weniger wahrscheinlich ist, als den Hauptpreis im Lotto zu gewinnen oder vom Blitz erschlagen zu werden. So führt die Statistik weltweit jährlich 6 bis 10 Haitote und 25.000 Menschen, die an Hundebissen sterben.
Warum es überhaupt zu Haiangriffen kommt, ist letztlich immer situationsabhängig und kann nicht pauschal erklärt werden. Haie leben keineswegs im Schlaraffenland, sie müssen oft weite Wege zurücklegen, um etwas Fressbares zu finden. Neugierde, Verwechslung, Anziehung durch niederfrequente Platschgeräusche können den viel zitierten „Probebiss“ erklären, bei dem Menschen zwar sofort wieder ausgespuckt werden, aber manchmal auch schwere Verletzungen erleiden. Einige Angriffe werden sogar durch Belästigung selbst provoziert, in dem etwa Schnorchler oder Taucher schlafende Haie am Schwanz ziehen.

 

Wer ist der größte Feind der Haie?

Die Gefahr für Haie durch uns Menschen ist um ein Vielfaches größer. Schätzungen zufolge, werden jährlich über 100 Millionen Haie gefangen. Rund 100 Haiarten sind bereits vom Aussterben bedroht, manche Haipopulationen sind auf 10 Prozent ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft. Neben der Befischung reichen die Ursachen dieser dramatischen Entwicklung vom Klimawandel über Lebensraumzerstörung bis zur Übersäuerung der Ozeane. Umweltverschmutzung mit Plastikmüll, Fischernetzen, Langleinen etc. hat in allen Meeren dramatisch zugenommen und ist ein wachsendes Gefahrenpotential. Und mit den schädlichen Auswirkungen dieser Ursachen auf Mangroven- und Kelpwälder, Seegraswiesen und Korallenriffe verschwinden zunehmend die Kinderstuben der Haie.

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Schätzungsweise werden jährlich 70 Millionen Haie gefangen. Foto. Lothar Boris Pilitz/Unsplash

Warum werden Haie gefangen?

Bekanntester Grund ist die berühmte Haifischflossensuppe, die vor allem in China und Japan immer noch als teures Statussymbol gilt. Und dass, obwohl der gekochte Haiknorpel weder über Geschmack noch irgendwelche nützlichen Inhaltsstoffe verfügt. Dazu werden Haien beim sogenannten Finning meist bei lebendigem Leib die Flossen abgeschnitten. Ebenso sinn- und wirkungslos ist die Verwendung von getrocknetem Haifischknorpel als Mittel gegen Krebs. Dieses perfide Gerücht basiert auf der bewussten Falschmeldung eines amerikanischen Fischereibeauftragten, der damit vor etwa 30 Jahren ein Riesen-Geschäft ins Rollen gebracht hat. Nachweislich können Haie bis zu 40 verschiedene Tumorarten aufweisen und es gibt bis heute keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass die Einnahme von Haiknorpelpräparaten den geringsten Einfluss auf menschliche Krebserkrankungen haben könnte. Weitgehend unbekannt ist, dass obwohl ihre verhältnismäßig große Leber vielen Haiarten auch als Auftriebshilfe dient, sich in vielen Lebertranpräparaten Öl aus Hailebern verarbeitet wird, weil es reich an Vitamin A ist und das sogenannte Squalen enthält. Diese ölhaltige Flüssigkeit wird in der Industrie als Basis für Salben und Schmiermittel eingesetzt, obwohl es auch aus zahlreichen Pflanzen und mittlerweile sogar synthetisch aus Hefekulturen gewonnen werden kann. Aber nicht nur für Kosmetikprodukten werden Haiprodukte benutzt, auch für die Herstellung von Fischmehl, Düngermittel, Hundefutter und in gegerbter Form für Schuhe, Gürtel und Taschen werden Haie getötet.
Haifang
Haifang mit Leinen in Afrika. Foto: Wolfgang Pölzer

Wer isst Haifleisch?

Haifischsteak, fermentierter Grönlandhai und Co. gelten nicht nur als Traditionsessen weniger Fischer, Inuit oder Isländer, sondern so mancher Hai landet auch bei uns – oft unwissentlich – auf dem Teller. Dass „Schillerlocken“ geräucherte Bauchlappen vom Dornhai sind, hat sich durch viel Kampagnen-Arbeit von Haischutzorganisationen schon herumgesprochen. Aber wer weiß schon, dass es sich bei so irreführenden Handelsnamen wie Kalbsfisch, Seeal, Seestör, Karbonadenfisch, Speckfisch, Königsaal, Steinlachs, Greyfish und Rocksalmon ebenfalls um Haie handelt? Selbst vermeintlich gepresstes Krabbenfleisch oder preisgünstige Fischstäbchen können Haifleisch enthalten.

 

Warum sollten wir keine Haie essen?

Abgesehen davon, dass viele Haiarten stark bedroht und für ein gesundes Ökosystem unabdingbar sind, gilt ihr Fleisch für uns schlichtweg als ungesund bis hoch giftig. Da Haie am Ende der Nahrungskette stehen, können sich in ihrem Gewebe Umweltgifte ansammeln, vor allem Methylquecksilber. Diese extrem giftige organische Verbindung kann nahezu überall von Bakterien hergestellt werden und reichert sich in der Nahrungskette an. Je mehr mit diesem Stoff belastete Fische ein Hai in seinem langen Leben verzehrt, um so mehr Methylquecksilber reichert sich auch in seinem Gewebe an. Da es leider absolut hitzeresistent ist, wird es auch durch Kochen oder Braten nicht unschädlich gemacht. Laut WHO kann es beim Menschen zu irreparablen Nervenschäden, Unfruchtbarkeit, Missbildungen bei Ungeborenen und möglicherweise auch Krebs und Alzheimer führen.