Meeresschildkröten

Die sanften Panzerträger

Wer mag sie nicht? Die liebenswerten Paddler, die von alten Märchen bis hin zu modernen Animationsfilmen als äußerst drollig und weise dargestellt werden. Meeresschildkröten haben die Dinosaurier um Millionen Jahre überlebt und Eiszeiten überstanden – einzig der Mensch vermag ihr Schicksal zu besiegeln. In der Antike noch als göttlich verehrt und auf Münzen geprägt, wurden sie zunehmend zum Nahrungsmittel, Schmucklieferanten, Müllschlucker, ungewollten Beifang und Opfer von Umweltkatastrophen und Erderwärmung. Noch vor 200 Jahren sollen sich hunderte von Millionen Schildkröten in den Weltmeeren getummelt haben – heute sind es vorsichtigen Schätzungen nach noch wenige Prozent vom einstigen Bestand. Noch sind die schützenswerten Sympathieträger nicht verloren. Es bedarf allerdings weitreichender Schutzmaßnahmen, um die sieben weltweit noch lebenden Arten auf Dauer zu retten.

Text und Fotos: Wolfgang Pölzer

Ahnenforschung

Die ersten Schildkröten haben sich im Erdmittelalter (Mesozoikum) vor rund 220 Millionen Jahren entwickelt – also ungefähr zur gleichen Zeit wie die Dinosaurier. Ob diese „Urschildkröten“ an Land gekrochen oder im Meer geschwommen sind, konnte bislang nicht endgültig geklärt werden. Ein neuerer Fund im Südwesten Chinas lässt vermuten, dass sie entgegen der bisherigen Lehrmeinung vielleicht doch im Meer, beziehungsweise im küstennahen Brackwasser gelebt haben. Das gerade mal 40 Zentimeter große Fossil besaß interessanterweise Zähne in Ober- und Unterkiefer und lediglich einen Bauchpanzer. Ein verknöcherter Rückenpanzer fehlte hingegen. Der Schutz vor Fressfeinden bestand also vorwiegend von unten, was auf ein Leben im Wasser schließen lässt. Erst im Laufe der weiteren Evolution entwickelte sich dann ein kompletter Panzer, ähnlich dem, wie wir ihn von den meisten heute lebenden Schildkrötenarten her kennen.

Grüne Meeresschildkröte
Eine Grüne Meeresschildkröte beim Abtauchen.

Zurück ins Meer

Die Familie, zu der auch sechs von sieben der heute noch lebenden Meeresschildkrötenarten zählen (Cheloniidae) ist dann erst wesentlich später – vor rund 110 Millionen Jahren – entstanden. Und zwar vermutlich aus Land- oder Süßwasserschildkröten, die zurück ins Meer gegangen sind und sich diesem Lebensraum nach und nach perfekt angepasst haben. Leider sind die Fossilfunde aus dieser Zeit nicht gerade üppig. Die Extremitäten formten sich mehr und mehr zu paddelartigen Flossen um, der Panzer flachte sich stromlinienförmig ab und eine spezielle Salzdrüse sorgte dafür, dass beim Fressen zwangsweise mitgeschlucktes Meerwasser sich nicht im Körper konzentrieren konnte. Diese sogenannte Orbitaldrüse befindet sich bei Schildkröten in den Augenhöhlen. Sie kann hochkonzentriertes Tränensekret produzieren – sichtbar bei Schildkrötenweibchen, die zur Eiablage an Land kriechen und scheinbar dicke Tränen weinen. Sie weinen nicht wirklich, sondern befreien sich auf diese Weise von überschüssigen Salzen. 

Denn die Nieren von Reptilien können keinen Urin mit höherer Ionenkonzentration als Meerwasser produzieren – deswegen brauchen marine Reptilien unbedingt Salzdrüsen. Anders als bei Schildkröten, befinden sich die Salzdrüsen übrigens bei Seeschlangen und im Meer lebenden Krokodilen in der Mundhöhle, und bei den wenigen Arten von Meeresechsen in der Nase. Nebenbei bemerkt verfügen auch Vögel – quasi die offiziellen Nachfahren der Dinosaurier – über Salzdrüsen. Diese sind freilich nur bei Meeresvögel aktiv, befinden sich in Augennähe und geben ihr hochkonzentriertes Sekret stoßweise über die Nasenlöcher ab, sobald die Elektrolytkonzentration im Blut zu hoch wird.

Lederschildkröte
Lederschildkröten können über 1200 Meter tief tauchen.

Weltrekord im Luftanhalten

Als Reptilien besitzen auch Meeresschildkröten Lungen – ähnlich wie wir – und müssen zum Atmen immer wieder zur Wasseroberfläche aufsteigen. Im Normalfall passiert das etwa alle 5 bis 40 Minuten. Beim Schlafen hingegen können die Tauchphasen bis zu fünf Stunden betragen. Dabei wird der Stoffwechsel reduziert und das Herz schlägt lediglich alle paar Minuten. Die durchschnittliche Tauchtiefe der meisten Arten bewegt sich zwischen 20 und 100 Metern. Die Grünen Meeresschildkröte, die bekannteste und häufigste Art, bewegt sich in geringerer Tiefe. Die im Alter vorwiegend vegetarisch lebenden Tiere halten sich meist in Seegraswiesen auf. Hier fressen sie hauptsächlich die stärkehaltigen Rhizomen (Wurzeln). Konkurrenzloser Tiefenjäger unter den Schildkröten ist die sich fast ausschließlich von Quallen ernährende Lederschildkröte. Markierungsversuche haben gezeigt, dass sie Tauchtiefen von über 1200 Meter erreichen kann.

Grüne Meeresschildkröten auf Paarungssuche
Erst ab einem Alter von 15 Jahren werden Meeresschildkröten geschlechtsreif.

Sex not on the beach

Vom Liebesleben der Meeresschildkröten ist leider wenig bekannt – nur so viel, dass die meisten Arten erst im vergleichsweise hohen Alter von 15 bis 20 Jahren geschlechtsreif werden. Höchstwahrscheinlich finden Paarungen weit draußen auf dem offenen Meer statt. Nur ganz selten können paarende Schildkröten in Küstennähe beobachtet werden.

Grüne Meeresschildkröte
Als Kompass nutzen Meeresschildkröten das Magnetfeld der Erde.

Langstrecken­schwimmer mit Kompasspeilung

Zur Eiablage folgen die Weibchen einem inneren Zwang und kehren immer genau zu jenem Strand zurück, wo sie Jahrzehnte zuvor selbst aus dem Ei geschlüpft sind. Keine Entfernung oder Mühe ist ihnen dabei zu groß – selbst wenn dabei Strecken von mehr als 13 000 Kilometer zurückgelegt werden müssen. Zur Orientierung nutzen sie dafür das Magnetfeld der Erde, dem sie mit einer Art inneren Kompass folgen können. Das geschieht vermutlich ganz ähnlich wie bei Zugvögeln als Kombination aus Erdmagnetfeld mit dem Stand der Sonne. Markierungsversuche mit GPS-Sendern haben ergeben, dass Schildkröten auf hoher See ohne Sicht auf Meeresgrund oder Küstenabschnitte tagelang einem unsichtbaren Kurs nahezu geradeaus folgen können.

Meeresschildkröte bei der Eibablage
So agil die Schildkröten im Wasser auch wirken, der Strandbesuch zum Ablaichen ist harte Arbeit für sie.

Schwerst­arbeiterinnen

Einmal den richtigen Geburtsstrand gefunden, beginnt für die trächtigen Weibchen erst die eigentliche Arbeit. Spätnachts und unter höchster Anstrengung schieben sich die an Land schwerfälligen Tiere den Strand hinauf, bis hinter der Hochwasserlinie, wo sie die Flut nicht mehr erreichen kann. Hier graben sie mit schaufelnden Bewegungen der Hinterbeine zunächst eine fast körpergroße 30 Zentimeter tiefe Kuhle, bevor sie mit stechend-schaufelnden Bewegungen in dessen Boden die eigentliche, wesentlich kleinere Eikammer graben. Dort legen die Weibchen dann durchschnittlich 100 Tischtennisball große, weiße Eier ab, bevor die Grube sorgsam verschlossen und der Sand festgedrückt wird. Der ganze Vorgang dauert mehrere Stunden und zieht sich oft bis zum Morgengrauen. Diese Prozedur wiederholt sich mehrmals im Abstand von einigen Tagen bis wenigen Wochen – dabei legt ein Weibchen bis zu 600 Eier pro Saison.

Frisch geschlüpfte Lederschildkröten
Sobald die jungen Meeresschildkröten ihr schützendes Nest verlassen, beginnt ein Spießrutenlauf ums Überleben.

Todeslotto – 1:1000

Das Ausbrüten der Eier übernimmt die Sonne. Wenn die Nester nicht von streunenden Hunden oder hungrigen Einheimischen geplündert, von ahnungslosen Touristen zertrampelt oder von einer Sturmflut zerstört werden, schlüpfen etwa sechs bis zehn Wochen später die Babyschildkröten. Wie auf ein geheimes Zeichen, wühlen sich alle Geschwister eines Geleges gleichzeitig aus dem Sand an die Oberfläche und starten einen Wettlauf gegen den Tod. Von der Spiegelung des Mondlichts oder des beginnenden Morgengrauens über dem Wasser Richtung Meer gelockt, versuchen sie möglichst schnell, ihren ersten Fressfeinen – hungrigen Krabben und Vögel am Strand – zu entkommen und das vermeintlich sichere Meer zu erreichen. Doch dort warten schon die nächsten Räuber auf die wenige Zentimeter großen Paddler mit noch weichem Panzer. Für diverse Fische wie Hornhechte, Makrelen, Barrakudas oder Babyhaie gelten sie als wahre Delikatesse und wichtige Eiweißquelle. Erst auf hoher See oder unter schwimmenden Algenmatten sind sie etwas geschützter. Hier verbringen sie ihre ersten Lebensjahre und wachsen heran, bis sie fast keinen Feind mehr zu fürchten haben. Neben großen Haiarten, wie etwa dem Tigerhai, bleibt als einzige Bedrohung der Mensch. Statistisch gesehen erreicht eine von tausend Schildkröten das geschlechtsreife Alter.

Frisch geschlüpfte Grüne Meeresschildkröte
Das Geschlecht der Schlüpflinge wird durch die Nesttemperatur bestimmt. Ab 30 Grad Celsius entwickeln sich Weibchen.

Zu heiß für Männchen

Die Zukunft der Meeresschildkröten sieht indes nicht rosig aus. Wie bei anderen Reptilien entscheidet die Bruttemperatur über das Geschlecht. So schlüpfen etwa bei einer Temperatur von knapp 30 Grad Celsius und mehr, ausschließlich Weibchen aus den Eiern, während sich nur kühlere Eier zu männlichen Schildkröten entwickeln. Durch die zunehmende Erderwärmung kann das fatale Folgen für zukünftige Populationen haben. Wissenschaftliche Untersuchungen an einem Brutstrand am australischen Great Barrier Reef haben ein zutiefst besorgniserregendes Verhältnis von 116 weiblichen zu lediglich einem männlichen Schlüpfling ergeben.

Ohrenqualle
Qualle oder Plastiktüte? Für Meeresschildkröten kaum zu unterscheiden.

Plastik-Diät

Erschwerend kommt leider auch die globale Umweltverschmutzung hinzu – vor allem durch Plastikmüll. Die unvorstellbar großen Müllstrudel, welche sich durch globale Meeresströmungen in den Zentren aller Weltmeere gebildet haben, vermischen sich mit treibenden Algenteppichen und Schwemmholz und bilden ein Ökosystem, das zunehmend mit Kunststoffteilen durchsetzt ist.
Diese Systeme, die es immer schon gegeben hat, aber bislang ausschließlich aus organischem Material bestanden haben – sind heute toxische Kinderstuben für Meeresschildkröten. Hier jagen sie nach Wirbellosen wie Garnelen, Krabben, Rippenquallen, Salpen und Quallen. Knapp unter der Oberfläche treibender Plastikmüll, wie Tüten oder Trinkbecher, ähneln Salben und Quallen sehr. Der unverdauliche Kunststoff wird gefressen, sammelt sich im Körper an und lässt die ahnungslosen Panzerträger im schlimmsten Fall bei vollem Magen verhungern oder an Darmverschluss sterben, lange bevor sie erwachsen werden und eine Chance zur Fortpflanzung haben.

Grüne Meeresschildkröte mit Tauchern
Der Handel mit Schildkrötenprodukten ist seit 1979 weltweit verboten, trotzdem sind viele Arten vom Aussterben bedroht.

Die Letzten ihrer Art

So sind derzeit alle sieben Arten von Meeresschildkröten streng geschützt. Während vier von ihnen von der Weltnaturschutzunion (IUCN) als stark gefährdet gelistet sind, tauchen die übrigen drei Arten auf der Roten Liste als vom Aussterben bedroht auf. Und das, obwohl der Handel mit Schildkrötenprodukten bereits seit dem Jahre 1979 (!) durch das Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) weltweit verboten und damit sowohl Fang als auch Töten verboten ist.

Während strenge Schutzmaßnahmen und Aufklärungsarbeit den Konsum von Fleisch, Schildkrötensuppe und Eiern reduzieren konnten, ist der ungewollte Beifang in den Netzen internationaler Fangflotten sowie kilometerlanger Langleinen immer noch eines der Hauptprobleme. Zusätzlich ersticken zigtausend Schildkröten Jahr für Jahr in verlorengegangenen oder absichtlich entsorgten, im Meer treibenden Netzen – den sogenannten Geisternetzen.

Neben der Bedrohung durch Plastikmüll und Klimawandel, sind auch die Brutgebiete in Gefahr. Die vergleichsweise wenigen Sandstrände, die von den Schildkrötenweibchen zur Eiablage genutzt werden, sind zunehmend von Küstenerosion, Tourismus und Verbauungsmaßnahmen bedroht. Gerade hier besteht für weitreichendere Schutzmaßnahmen der Meeresschildkröten noch viel Entwicklungspotenzial.

Es gibt 7 Arten von Meeresschild­kröten

Die Überfamilie der Chelonioidea umfasst zwei Familien – eine mit sechs Arten und eine mit der Lederschildkröte als einziger Art.

Grüne Meeresschildkröte
Früher nannte man die Grüne Meeresschildkröte auch Suppenschildkröte – ein Schelm, wer Böses denkt!

Grüne Meeresschild­kröte (Chelonia mydas)

Die mit Abstand bekannteste Art wird wegen ihrer zweifelhaften Verwendung auch Suppenschildkröte genannt. Sie kommt weltweit in allen tropischen und subtropischen Meeren einschließlich dem Mittelmeer vor. Grüne Meeresschildkröten werden bis zu 140 Zentimeter lang und ernähren sich im Erwachsenenalter fast ausschließlich vegetarisch. Sie sind deswegen oft in Seegraswiesen anzutreffen. Ihre wichtigsten Niststrände mit bis zu 100 000 Gelegen pro Jahr finden sich am Great Barrier Reef in Australien und an der Ostküste von Indien.

Echte Karettschildkröte
Die Echte Karettschildkröte steht auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata)

Die mit maximal 90 Zentimeter Länge deutlich kleinere Schildkröte ist leicht an ihrem schlanken Kopf mit dem greifvogelartigen Schnabel erkennbar. Fast zum Verhängnis ist den Tieren ihr zumeist wunderschön gezeichneter Rückenpanzer geworden. Seine überlappenden Hornplatten waren als echtes Schildpatt hoch begehrter Rohstoff für die Schmuck- und Kunstindustrie und führten beinahe zur Ausrottung der Art. Die Echte Karettschildkröte ist häufig in flachen Korallenriffen anzutreffen, wo sie sich hauptsächlich von Schwämmen, Weichkorallen und anderen Nesseltieren ernährt. Ihre wichtigsten Niststrände verteilen sich nahezu gleichmäßig über ein große Verbreitungsgebiet. Dennoch steht sie doch auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten.

Im Mittelmeer kann man die Unechte Karettschildkröte nur noch an wenigen griechischen und türkischen Stränden sehen.

Unechte Karettschildkröte (Caretta caretta)

Die mit bis zu 120 Zentimeter Länge und bis über 100 Kilogramm schwere Schildkröte ist an ihrem auffallend dicken Kopf und der rotbraunen Farbe ihres Rückenpanzers zu erkennen. Wie bei der Echten Karettschildkröte wurde der auffällige Panzer zur Gewinnung von Schildpatt verwendet. Die auch im Mittelmeer vorkommende Art hat ihre wenigen dort noch verbliebenen Nistsstrände auf den griechischen Inseln Zakynthos und Kefalonia sowie auf wenigen Stränden in der Türkei und Zypern. Als Allesfresser ernährt sie sich auch im Erwachsenenalter noch von Krebsen, Tintenfischen, Seeigeln und Quallen aber auch von den nahrhaften Rhizomen (Wurzeln) der Seegraswiesen.

Olive Bastardschildkröte
Die Olive Bastardschildkröte ist recht gesellig: An manchen Stränden bei Kalkutta treffen sich bis zu 800 000 Tausend Weibchen zur Eiablage.

Olive Bastardschild­kröte (Lepidochelys olivacea)

Mit lediglich bis zu 70 Zentimeter Länge und einem Maximalgewicht von 50 Kilogramm gilt sie als eine der kleinsten Arten unter den Meeresschildkröten. Namensgebend ist die olivgrüne Färbung ihres herzförmigen Rückenpanzers. Die vorwiegend im Indischen und Pazifischen Ozean verbreiteten Tiere bevorzugen flache Küstenabschnitte, oft sogar trübes oder Brackwasser. Hier stellen sie als reine Fleischfresser Krebsen, Tintenfischen, Quallen, Seeigeln und selbst Seeschlangen nach. Außergewöhnlich und höchst eindrucksvoll sind die Massentreffen der legebereiten Weibchen. Vor allem an der Ostküste von Indien südlich von Kalkutta kehren jedes Frühjahr bis zu 800 000 Weibchen zur Eiablage an ihre Geburtsstrände zurück. Dieses eindrucksvolle Schauspiel ist als „Arribada“ bekannt und bedeutet so viel wie „Ankunft“. Genetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass der gesamte heutige Bestand dieser Art hier seinen Ursprung hat.

Atlantik Bastardschildkröte
Wer die Atlantik Bastardschildkröte beobachten will, muss in den Golf von Mexiko oder an die Ostküste der USA.

Atlantik Bastardschild­kröte (Lepidochelys kempii)

Die auch als Karibische Bastardschildkröte bekannte Art hat die geringste Verbreitung aller Meeresschildkröten. Sie kommt lediglich im Golf von Mexiko und entlang der Ostküste der USA vor.
ähnlich groß wie die Olive Bastardschildkröte, unterscheidet sie sich durch grau gefärbte Haut und einen ovalen Rückenpanzer, der sich im Alter olivgrün verfärben kann. Als reiner Räuber ernährt sie sich hauptsächlich von Krebsen, Schnecken, Muscheln und Quallen, denen sie in flachen Küstengewässern nachstellt. Auch bei dieser Art der Bastardschildkröten treffen sich die Weibchen in riesiger Zahl zur gemeinsamen Eiablage an der mexikanischen Küste im nördlichen Golf von Mexiko.

Junge Wallriffschildkröte
Australien ist die Heimat der Wallriffschildkröten, nur die kältere Südküste meidet sie.

Wallriffschild­kröte (Natator depressus)

Diese ausschließlich um Australien, mit Ausnahme der kalten Südküste, vorkommende Schildkröte wird bis zu 90 Zentimeter lang und 140 Kilogramm schwer. Sie hat einen relativ flachen, ovalen Panzer, dessen Randschilde etwas aufgewölbt sind und eine Grundfärbung zwischen grau und olivgrün besitzt. Bei adulten Tieren verschwindet der Panzer unter einer dicken, fleischigen Haut. Die Allesfresser bevorzugen Flachwasserzonen, wo sie sich von Algen, Seegras, Seegurken, Weichtieren, Quallen, Weichkorallen und Krabben aber auch von Fischen ernähren. Im Gegensatz zu allen anderen Meeresschildkröten legen die Weibchen nur rund halb so viele, dafür aber deutlich größere Eier. Dementsprechend sind auch die Schlüpflinge wesentlich größer und etwa fingerlang. Früher wurden sie stark bejagt. Ihr Fleisch und ihre Eier waren besonders schmackhaft.

Lederschildkröte beim Nisten
Einer ausgewachsenen Lederschildkröte zu begegnen ist spektakulär: Die Tiere können bis zu 2,5 Meter lang werden!

Lederschildkröte (Dermochelys coriacea)

Namensgebend ist die lederartige Haut, die den inneren Knochenpanzer überzieht. Keine Hornschilde sondern lediglich sieben Längskiele aus kleinen Knochenplättchen überziehen den blauschwarzen Rücken, fünf weitere den Bauch. Als ausgesprochene Hochseebewohner können Lederschildkröten pro Jahr mehr als 10 000 Kilometer zurücklegen. Und so haben sie das größte Verbreitungsgebiet aller Meeresschildkröten. Sie dringen während der Sommermonate regelmäßig auch in gemäßigte Klimazonen vor. Mit bis zu 2,5 Meter Panzerlänge und einem Maximalgewicht von rund 900 Kilogramm sind sie die mit Abstand größten Schildkröten, die mit Tauchtiefen von bis zu 1200 Metern auch auch den Tiefenrekord unter den Schildkröten halten. Abwechslung steht kaum auf Speiseplan der stark vom Aussterben bedrohten Lederschildkröten. Sie ernähren sich fast ausschließlich von Quallen – und davon brauchen sie mindestens zehn Kilogramm pro Tag.