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Günther Bonin, Gründer von one Earth - one ocean, maritimes recycling
Günther Bonin, Gründer von one earth - one ocean

Maritimes Müll-Recycling: one earth – one ocean

Der macht aus einem Hamster `nen Elefanten

… und das ist nicht übertrieben. Genauso wenig, wie die schier unglaubliche Menge von über 10 Millionen Tonnen Müll, die Jahr für Jahr in den Ozeanen landen. Mindestens 80 Prozent davon haben ihren Ursprung an Land. „Müssen wir uns schon bald vorwerfen, dass mehr Müll in den Ozeanen schwimmt, als Fische darin leben?“ fragte sich Günther Bonin. „Was wäre, wenn eine maritime Müllabfuhr den Müll einsammelt?“ Was an Land funktioniert, könnte doch auch auf den Meeren klappen… er gründete den Verein one earth – one ocean (oeoo) und die Geschichte vom Hamster und dem Elefanten nahm seinen Lauf.

Die maritime Müllabfuhr ist schon unterwegs

3o Jahre hatte der leidenschaftliche Segler Günther Bonin in der IT-Branche gearbeitet, bis er 2008 auf einem nächtlichen Törn seinen Erweckungsmoment hatte – er sah, wie ein Containerschiff seinen Müll einfach auf hoher See entsorgte. Der Ärger über die zunehmende Vermüllung der Meere quälte ihn schon lange, aber dieses Erlebnis ließ ihn nicht mehr los – er musste eine Lösung finden. Heute, 16 Jahre unermüdlicher Arbeit später, ist sein oeoo-Konzept des Maritimen Recyclings längst Wirklichkeit – und wirkmächtig. Es wurde schon 2013 mit Europas wichtigstem Umwelt- und Wirtschaftspreis, dem renommierten GreenTec Award, ausgezeichnet.

Das Konzept zielt auf die Beseitigung von (Plastik-)Müll aus Binnengewässern, Mündungsbereichen und küstennahen Meeresregionen, aber auch von Stränden und Uferbereichen. Lokale oeoo-Teams sammeln den (Plastik-)Müll mit Hilfe spezieller Müllsammelschiffe aus den Gewässern und in Uferzonen ein, transportieren ihn zu zentralen oeoo-eigenen Sammelstellen, wo er gereinigt und sortenrein zu Ballen gepresst und schließlich an professionelle Recyclingbetriebe verkauft wird.

maritime Müllabfuhr: der Seehamster von one earth - one ocean im Einsatz
Der SeeHamsterdie kleinste Einheit der Maritimen Müllabfuhr, ist ein motorisierter Katamaran aus Aluminium mit herunterklappbarem Fangnetz oder einer Lochblechrampe, der zur Reinigung von Seen in Deutschland sowie Flüssen und Küstengebieten in Asien und Afrika eingesetzt wird. Inzwischen gibt es die fünfte weiterentwickelte Generation. SeeHamster sind momentan in Deutschland, Kambodscha, Indonesien und Ägypten im Einsatz. Abmessungen: 4,2 x 2m Motorisierung: 3 bis 10 PS Reinigungsleistung: 6000 m2/h Fangkapazität: 500kg/Tag Einsatzgebiet: Binnengewässer
maritime Müllabfuhr: der SeeHamster von one earth - one ocean im Einsatz

Um Meere und Flüsse bestmöglich zu säubern, hat oeoo verschiedene Schiffstypen in unterschiedlichen Größen entwickelt: Die speziellen Müllsammelschiffe nannte Günther Bonin SeeHamster und SeeKuh. 2021 kam mit dem Circular Explorer das modernste Müllsammelschiff dazu. Es ist das bisher größte komplett solarstrombetriebene Sammelschiff weltweit und kommt in der Bucht von Manila zum Einsatz. Alle oeoo-Schiffe sind mit verschiedenen Technologien, z.B. Förderbändern oder absenkbaren Rampen, ausgerüstet. Sie alle ermöglichen, dass an den Müll-Hotspots der Welt, mit relativ einfachen, preiswerten und bewährten Mitteln der Kampf gegen den Plastikmüll in Angriff genommen werden kann – noch ehe er sich zu Mikroplastik zerkleinert bzw. in die Tiefe absinkt und für die nächsten Jahre und Jahrhunderte Natur und Lebewesen schädigt.

maritime Müllabfuhr: die SeeKuh von one earth - one ocean
Die SeeKuh kommt als zentrales Reinigungsschiff in Küstenregionen und Flussmündungen zum Einsatz. Seit 2016 wurde sie in der Ostsee sowie vor Hongkong eingesetzt. Der Aluminium- Katamaran kann zerlegt und in Container verstaut weltweit zu Einsätzen gebracht werden.2020 wurde die SeeKuh II fertiggestellt, die mit einer anderen Fangtechnik arbeiten kann: statt herunterklappbarer Netze hat sie ein Förderbandsystem.Zukünftig sollen Flotten von SeeKühen, angetrieben durch Wind- und Solar-Energie, autonom das Plastik aus Gewässern „grasen“.
Abmessungen: 12 x 10m Motorisierung: 2 x 60 PS Reinigungsleistung: 15000 m2/h Fangkapazität: 2t/Netz Einsatzgebiet: Flussmündungen, Küstengebiete

Für den Einsatz in Binnengewässern wurden die SeeHamster, der kleinste Schiffstyp der Flotte konzipiert. Die größeren SeeKühe kommen in Küstenregionen und Flussmündungen zum Einsatz. Derzeit sammelt und sortiert oeoo Plastikmüll aus Gewässern in Deutschland, Kambodscha, Indonesien, Philippinen, Brasilien, Panama, Ägypten und Uganda. Weitere Umweltaktionen fanden in den Nil-Anrainerstatten Ruanda und Burundi sowie in Malaysia statt.

Zukünftig soll ein SeeElefant, die Flotte ergänzen. Mit diesem Schiffstyp, einem umgebauten Mehrzweckfrachter, der Anlagen zum Sortieren, Zerkleinern, Verarbeiten und Pressen von Meeresmüll an Bord haben wird, soll bis 2026 das erste Pilotsystem umgesetzt werden, das neben maritimen auch in großem Umfang landseitigen Müll verarbeitet. Der Plastikmüll wird sortiert und den Wertstoffkreisläufen an Land zugeführt. Eine Waste-to-Energy-Anlage erzeugt aus den thermisch verwertbaren Sortierresten elektrische Energie, die in das jeweilige Netz an Land eingespeist werden kann. Der SeeElefant wird als Prozessschiff in einer südostasiatischen Metropole ankern, um die lokale Entsorgungsinfrastruktur zu stärken und so die Meeresvermüllung zu reduzieren.

Dann hätten Günther Bonin, sein Verein one earth – one ocean, ein Expertenteam aus Biolog:innen, Schiffskonstrukteur:innen, Metallbauer:innen und unzählige freiwillige Helfer:innen tatsächlich aus einem Hamster einen Elefanten gemacht.

Der SeeElefant ist ein Multi-Purpose-Ship, es übernimmt den gesammelten Meeresmüll mit bordeigenen Kränen. Anschließend wird der Müll mit der in das Schiff integrierten Anlagentechnik aufbereitet, sortiert und verarbeitet. Neben sortenreinen Kunststoffballen sollen so in Zukunft auch Energie und Öl aus dem Plastikmüll gewonnen werden. Die gesamte Anlagentechnik des SeeElefanten zum Sortieren, Reinigen und Aufbereiten des Plastikmülls ist modular aufgebaut und lässt sich flexibel an die Bedingungen am Einsatzort anpassen.
Abmessungen: 100 x 18m Tragfähigkeit: 6500t Verarbeitiungskapazität: 15 bis 40t/Tag  Einsatzgebiet: weltweit an Müll-Hotspots
SeeElefant, die schwimmende Müllfabrik von one earth - one ocean

Maritimes Müll-Recycling ist keine Utopie

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der SeeElefant bald in See sticht: Pläne sind gezeichnet, Technologie ist einsatzbereit, Sponsoren haben angeheuert, eine Reederei ist mit im Boot und das Bundesumwelt-ministerium ist vom Konzept dieses weltweit einzigartigen Nachhaltigkeitsprojektes so sehr überzeugt, dass es dem oeoo-Recyclingschiff den Bundespreis ecodesign verleiht, die höchste staatliche Auszeichnung für ökologisches Design in Deutschland. 

Doch trotz positiver Signale von weiteren Geldgebern, vielversprechenden Förderanträgen und möglichen Mitteln aus Subventionstöpfen ist die Gesamtfinanzierung von über 50 Millionen Euro für den SeeElefanten noch einige Seemeilen vom Ziel entfernt. Damit das für 2026 geplante Kommando „Leinen los!“ auch gegeben werden kann, braucht die Finanzierung noch etwas mehr Schub.

Eine Welt, ein Ozean und der Kampf gegen unser grenzenloses Müll-Problem

Um der Geschichte vom Hamster und dem Elefanten zu einem Happy End zu verhelfen, könnte abschließend diese Redewendung gleich doppelt passen: Kleinvieh macht auch Mist – denn so wie wir alle zum Problem Plastikmüll beigetragen haben, könnten wir nicht auch alle ein Teil der Lösung sein? Und so wie die schier unvorstellbare Müllschwemme entstanden ist, könnte nicht auch aus vielen kleinen Beiträgen eine stolze Summe entstehen? Dann könnte bald auch der erste SeeElefant vom Stapel laufen.

Die Arbeit von one earth – one ocean könnt Ihr durch Spenden, als Förder- oder aktives Mitglied unterstützen: https://oneearth-oneocean.com/ich-will-helfen/
Zu allen Informationen und aktuellen Projekten geht’s hier entlang: www.oeoo.world