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Dolphin & Whale Watching
alle Fotos: GRD

Massentourismus gefährdet Delfine und Wale in den Ozeanen

Dolphin & Whale Watching – dos & don’ts

Der Wunsch, Meeressäuger zu beobachten und die damit einhergehende Faszination zu erfahren, besteht bei vielen Menschen. Dies wird deutlich durch die rasante Entwicklung des touristischen Wirtschaftszweiges Whale oder Dolphin Watching. Allerdings: Der Trend birgt enorme Gefahren für Delfine und Wale, die dem Ansturm hilflos ausgeliefert sind. In Extremfällen werden skrupellose Hetzjagten veranstaltet, um den Touristen jede Menge Action zu bieten. Mit sanftem und respektvollem Dolphin oder Whale Watching, für den sich die Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. (GRD) ausspricht, hat dies nichts zu tun.

Das Beobachten von Walen und Delfinen in freier Wildbahn entwickelte sich in den vergangenen Jahren rasant. Schätzungen zufolge lag der Umsatz vor Ausbruch der globalen Coronakrise bei über zwei Billionen US-Dollar. „Um vielerorts die bereits zu beobachtenden negativen Folgen für die Tiere durch zu viel touristischen Druck einzudämmen, ist es wichtig, die Touristen zu sensibilisieren. Sie müssen erkennen, dass mit Whale oder Dolphin Watching zwar durchaus positive Aspekte verbunden sein können – doch gerade bei der Beobachtung per Boot oder beim Schwimmen mit den Tieren können schwerwiegende negative Auswirkungen für die Meeressäuger entstehen“, erklärt Diplom-Biologin Verena Platt-Till von der GRD. Vor Hurghada zum Beispiel, gerät die touristische „Nutzung“ der dort lebenden Delfinpopulationen mitunter völlig außer Kontrolle – mit schwerwiegenden Folgen: Die Delfine vernachlässigen ihren Nachwuchs, kommen kaum noch zur Ruhe und verschwenden wertvolle Energie und Zeit beim Versuch, den Booten zu entkommen. Sie sind zunehmend erschöpft, ruhelos und stehen unter enormem Stress. Wenn diesem unregulierten und massenhaften Schwimmen mit Delfinen nicht Einhalt geboten wird, besteht die Gefahr, dass die Tiere aus ihrem Lebensraum vertrieben werden.

Dolphin & Whale Watching – dos and don'ts

Delfintouren laufen völlig aus dem Ruder

Die letzten Adria-Delfine vor den kroatischen Küsten müssen leider ganz ähnliche Erfahrungen machen: Die dort lebenden Großen Tümmler werden rücksichtslos von Tourenanbietern gejagt; waghalsige Manöver sind an der Tagesordnung. Der Erfahrungsbericht einer deutschen Touristin aus dem Jahr 2021 spricht Bände: „Ich habe eine Delfintour von Funtana (Istrien) aus gebucht. Was ich erleben musste, war so grausam: Sieben große, gut besetzte Schiffe sowie rund 15 Speed- und Taxiboote haben die Delfine gejagt, umzingelt – über eine Stunde. Ich war total geschockt und hätte das niemals gebucht, wenn ich geahnt hätte, was dort passiert.“

Dolphin & Whale Watching – dos and don'ts

Die Tiere werden nicht nur purem Stress ausgesetzt, auch die rotierenden Propeller der in die Delfinschulen hineinfahrenden Boote können großen Schaden anrichten. Wunschvorstellung wäre in diesem Kontext, dass auf jeder Tour eine geschulte Person an Bord ist, die für das Einhalten von Richtlinien verantwortlich ist. Auf diese Weise könnten Übertretungen reduziert werden und die Delfine hätten ihre dringend benötigte Ruhe zurück.

Sanftes und respektvolles Whale Watching statt Massentourismus

Um sich für einen Anbieter zu entscheiden, der möglichst naturverträgliche Touren durchführt, ist es von Bedeutung potenziell negative Einflüsse durch Whale Watching zu kennen. In Anlehnung an das „Whale Watching Handbook“ der Internationalen Walfangkommission (IWC) gibt ein 23-seitiger Leitfaden der GRD wichtige Orientierungshilfen zur Auswahl eines geeigneten Anbieters. „Da es keine einheitlichen Regularien zum Whale Watching gibt bzw. diese in vielen Regionen gar nicht existieren, spielt die richtige Auswahl des Veranstalters eine entscheidende Rolle. Nur so kann diese Art des Wildtier-Tourismus nachhaltiger werden“, betont Verena Platt-Till.

Dolphin & Whale Watching – dos and don'ts

Am besten: „Land-based Watching“

Uneingeschränkt empfohlen werden kann sogenanntes „Land-based Watching“, also die Beobachtung von Land aus. Für die Tiere ist dies mit keinerlei negativen Einflüssen verbunden. Es gibt weltweit hierfür sehr gut geeignete Stellen, an denen man mit ein wenig Glück Delfine oder Wale stundenlang beobachten kann. So verwandelt sich beispielsweise jedes Jahr in der Zeit von Mai bis Ende August die zu Kanada zählende Insel Neufundland in ein wahres Paradies für Delfine und Wale, die problemlos von Land aus beobachtet werden können.

Leitlinien für Wal- und Delfinbeobachtung von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V.

  • Ist eine Delfinschule oder ein einzelner Delfin in Sicht, sollte man zunächst mit dem Boot einen Mindestabstand von 100 Metern einhalten, in einem Umkreis von 200 m sollen nicht mehr als 3 Fahrzeuge zugegen sein.
  • Als Faustregel gilt, je mehr Boote bei einer Beobachtung anwesend sind, desto größer sollte der Abstand zu den Tieren sein, damit sich diese nicht eingekesselt oder bedrängt fühlen.
  • Bleiben Sie nicht länger als ca. 30 Minuten bei den Tieren, es sein denn, diese folgen ihrem Boot oder schwimmen in der Bugwelle des Bootes mit.
  • Fahren Sie nicht auf die Delfine zu, auch nicht mit langsamer Fahrt. Nähern Sie sich den Tieren nur seitlich, nie frontal von vorn oder hinten. Vermeiden Sie abrupte Richtungs- und Beschleunigungsänderungen. Beschleunigung beim Wegfahren nur bei Erreichen eines Mindestabstands von 100 m.
  • Sind die Delfine in Ihrer Nähe, schalten Sie in den Leerlauf oder stellen Sie den Motor ganz ab.
  • Jagen Sie den Meeressäugern nicht hinterher. Wenn sich Delfine für Sie und Ihr Boot interessieren, dann kommen diese von ganz allein näher und bleiben meist so lange, bis die Situation für sie uninteressant geworden ist.
  • Wenn Delfine in der Bugwelle des Bootes surfen, Kurs halten und plötzliche Fahrtrichtungsänderungen vermeiden.
  • Zu Ihrer eigenen Sicherheit und zu der der Tiere: Delfine nicht berühren und nicht füttern. Dies kann sowohl Sie – Delfine sind Raubtiere! – als auch die Delfine gefährden (Übertragung von Krankheiten, v. a. Infektionen der Atemwege).
  • Für Schwimmer, Schnorchler und Taucher: Nähern sich die Delfine von sich aus, legen Sie die Arme an den Körper und bewegen sich ruhig und ohne Hektik und genießen Sie den Augenblick in Ruhe und mit Respekt.
  • Werfen Sie keinen Abfall ins Wasser. Wale und Delfine können an verschluckten Plastiktüten (die sie u.U. für Nahrung halten) sterben!
  • Benutzen Sie beim Fotografieren kein Blitzlicht, Delfine haben sehr empfindliche Augen.

Den kompletten Whale Watching-Leitfaden gibt es kostenlos als PDF-Download hier –> https://www.delphinschutz.org/download/74/verhaltensregeln-dolphin-watching/40731/leitfaden-fuer-sanfte-und-respektvolle-begegnungen-mit-walen-und-delfinen.pdf  

Mehr über Wale und Delphine gibt’s hier bei better oceans zu lesen:
Wale – die bedrohten Riesen und Delfine – Everybody’s Darling