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better oceans – Walfang auf Island
Walfang auf Island – Fotos WDC

Tierschutz vor Wirtschaft

Island stoppt Finnwalfang

Die isländische Regierung hat den Finnwalfang mit sofortiger Wirkung ausgesetzt. Die Entscheidung folgt auf die aktuelle Veröffentlichung des Berichts eines Expert:innen-Rates der isländischen Lebensmittel- und Veterinärbehörde (MAST). 

Das Gremium kam darin zu dem Schluss, dass die letztjährige Walfangsaison rechtswidrig war. Sie entsprach nicht den im isländischen Tierschutzgesetz festgelegten Standards. Zudem schlossen die Expert:innen kategorisch aus, dass es Verbesserungen geben könnte, die den Walfang tierschutzkonform machen könnten. Und so stellt Svandís Svavarsdóttir, die isländische Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Fischerei die Zukunft der Jagd ernsthaft in Frage: „Ich habe die Entscheidung getroffen, den Walfang angesichts der eindeutigen Stellungnahme des Expert:innen-Rates vorübergehend einzustellen (zunächst mindestens bis zum 31. August 2023). Die Vorgaben des Tierschutzgesetzes sind meiner Meinung nach zwingend. Wenn die Regierung und die Lizenzinhaber:innen deren Einhaltung nicht garantieren können, hat der Walfang keine Zukunft“.

Der Bericht der Veterinärbehörde MAST enthüllt erschreckende Zahlen und beweist durch Videomaterial die enorme Grausamkeit der Jagd – unter anderem leiden einige Wale nach dem Beschuss mit einer Harpune noch bis zu zwei Stunden. Neben grausamen Tötungsmethoden selbst beschreibt das Expert:innen-Gremium des MAST-Berichts weitere Missstände: Es ist nicht möglich, das Geschlecht eines Wals vom Schiff aus zu bestimmen und das Töten von trächtigen Weibchen oder säugenden Walmüttern sicher zu vermeiden. Die Überlebenschancen für mutterlose Jungtiere sind verschwindend gering. Außerdem ist die Jagd nur umsetzbar, indem die Wale vor dem Abschuss eine Zeit lang verfolgt und so enormem Stress ausgesetzt werden. Das widerspricht dem Grundsatz eines schnellen, schmerzlosen Todes.

Die Organisation Hard To Port hat den Walfang in Island im letzten Jahr mit Unterstützung durch die Whale and Dolphin Conservation (WDC) dokumentiert. Gemeinsam haben die Walschutz-Organisationen auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei der Finnwaljagd aufmerksam gemacht. Regierungsvertreter:innen wurden mit Beweisen konfrontiert, dass in vielen Fällen die Sprengladungen der Harpunen nicht detonieren, wenn sie auf die Finnwale abgefeuert werden. Die Regierung erließ daraufhin eine Verordnung, die die Überwachung der Walfänge durch Veterinärbeamt:innen von Bord aus erst verpflichtend machte.

Astrid Fuchs, WDC-Kampagnenleiterin, sagt: „Diese Entscheidung ist ein großer Erfolg für unsere Arbeit zur Abschaffung des Walfangs in Island und könnte nun endlich ein Ende des Abschlachtens dort bewirken; außerdem könnte sie auch den Weg für die Einstellung des Walfangs in Norwegen und Japan ebnen. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Grausamkeit dieser Jagden aufgedeckt, und es ist gut, dass die isländischen Behörden zugehört haben. Ihr entschlossenes Handeln ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das absichtliche Töten von Walen nicht länger hinnehmbar ist. Die Aussetzung der Jagd ist ein bedeutender Schritt vorwärts für die weltweite Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass die Wale ihre Rolle im marinen Ökosystem erfüllen können.“

Obwohl Finnwale von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als „gefährdet“ eingestuft werden und die Nachfrage nach dem Fleisch gering ist, haben Walfänger im vergangenen Jahr 148 Finnwale getötet.

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Quelle:

WDC – die >Whale and Dolphin Conservation< ist die weltweit führende gemeinnützige Organisation, die sich seit ihrer Gründung im Jahr 1999 ausschließlich dem Schutz von Walen und Delfinen widmet. Im Rahmen von Kampagnen, politischer Überzeugungsarbeit, Bildung, Beratung, Forschung, Rettungs- und Schutzprojekten sowie Mitmach-Aktionen verteidigt WDC Wale und Delfine gegen die zahlreichen Gefahren, denen sie heute ausgesetzt sind.