follow us on
Nord- und Ostsee
Mariola Grobelski / unsplash.com

One world – one ocean

Perspektivwechsel: Aus fünf mach eins

Wie viele Ozeane gibt es auf der Welt? Diese Frage lässt sich mittlerweile auf zweierlei Weise beantworten. Die erste Option lautet fünf und findet sich in Lexika und auf Wissensplattformen. Direkt daneben wird in der Regel eine Weltkarte abgebildet, wie sie ein Großteil der Weltbevölkerung aus dem Schulunterricht kennt (s. unten). Darauf zu sehen sind die Kontinente als große Landmassen, welche vier der fünf Ozeane voneinander trennen. Am linken und rechten Rand der Karte liegt der riesige Pazifik, in der Mitte der Atlantik. Der Indische Ozean wird östlich Afrikas verortet, der Südliche Ozean umgibt die Antarktis. Fehlt nur noch der Arktische Ozean. Ihn findet man eingeklemmt am oberen Kartenrand.

Die klassische Weltkarte – mit den Kontinenten als Blöcken zwischen dem Pazifischen, dem Atlantischen und dem Indischen Ozean

Diese geografische Grundordnung der Erde lässt sich aber auch ganz anders denken – etwa so, wie sie der US-amerikanische Geophysiker und Ozeanograf Athelstan F. Spilhaus bereits im November 1979 in einem Artikel für das „Smithsonian Magazine“ beschrieb (s. unten). Darin veröffentlichte er eine quadratische Weltkarte, welche die ursprünglich fünf Ozeane und ihre Randmeere als ein zusammenhängendes Gewässer und somit als einen zentralen Weltozean darstellt – eingerahmt und begrenzt durch die Küstenlinien der Kontinente.

better oceans Weltkarte ein Ozean
Die quadratische Weltkarte des US-amerikanischen Geophysikers und Ozeanografen Athelstan F. Spilhaus zeigt die ursprünglich fünf Ozeane als einen Weltozean mit der Antarktis in ihrer Mitte.

Spilhaus’ Karte des Weltozeans geriet nach ihrer Veröffentlichung fast vier Jahrzehnte lang in Vergessenheit. Nur einige wenige Meeresenthusiasten kannten und nutzten sie, wann immer es darum ging zu verdeutlichen, dass es für den effektiven Schutz der Ozeane eines Perspektivwechsels und eines neuen gesamtheitlichen Grundverständnisses bedarf. Gestützt durch die Meeresforschung findet dieses Konzept mittlerweile jedoch immer mehr Zuspruch. Internationale Gremien wie die Vereinten Nationen sprechen in ihren Sonderberichten immer häufiger von einem einzigen Ozean, dessen Wassermassen durch vier Ozeanbecken zirkulieren. Hersteller von Geoinformationssystemen bieten inzwischen auch die Spilhaus-Projektion als Kartenvorlage an, und neue Fachbücher zum Meeresmanagement fordern ihre Leser schon im ersten Kapitel auf, ihre vom Leben an Land geprägte Wahrnehmung der Welt zu überdenken.

Dort heißt es: Die Struktur und Funktionsweise des Ozeans seien so einzigartig, dass zum Scheitern verurteilt sei, wer versuche, den Ozean mit denselben oftmals kleinräumigen Methoden und Konzepten zu verwalten, die er auch an Land einsetze. Im Gegensatz zu den Landmassen kenne der Ozean nämlich kaum Grenzen oder Hindernisse. Als im März 2011 das Atomkraftwerk im japanischen Fukushima von einem Tsunami geflutet wurde, gelangte radioaktiv kontaminiertes Wasser in das Meer. Von Japans Küste aus verteilten Strömungen dieses Wasser innerhalb von drei Jahren über den gesamten Nordpazifik, ohne dass sie eine Armee oder ein Tiefseegraben hätten aufhalten können. Ebenso unbehelligt tragen die Meeresströmungen Plastikmüll und anderes Treibgut rund um den Globus; ebenso wenig scheren sich Fischschwärme und wandernde Wale um vom Menschen definierte Gebietsgrenzen.

             Aus    WORLD OCEAN REVIEW 7     Lebensgarant Ozean – nachhaltig nutzen, wirksam schützen 
Wie sein Name schon verdeutlicht, betrachtet auch der „World Ocean Review“die Ozeane und Meere der Welt als großes Ganzes, als Weltozean. 

better oceans – World Ocean Review 7
World Ocean Review 7