Bilder und ihre Geschichte – Tobias Friedrich, Unterwasser-Fotograf
Below Surface
Bilder sagen mehr als Worte – wir haben Tobias trotzdem um die Geschichten zu seinen Bildern gebeten
„Von Geburt an trägt der Mensch die Last der Schwerkraft auf den Schultern. Er ist an die Erde gefesselt. Dabei muss der Mensch nur unter die Oberfläche sinken, schon ist er frei“. (Jacques-Yves Cousteau (1910-1997).
Der Moment, in dem er sich unter die Wasseroberfläche sinken lässt, macht Tobias Friedrich jedes Mal aufs Neue glücklich. Auch nach tausenden von Tauchgängen.
In seiner Kindheit hatte er es geliebt, die Abenteuer von Kapitän Jacques-Yves Cousteau auf seiner Calypso zu verfolgen und die Welt unter Wasser zu bewundern. Die kindliche Schwärmerei und Sehnsucht nach dieser besonderen Art von Freiheit hat zu einer erfolgreichen Karriere als Unterwasserfotograf geführt. Sein Split-Image vom Buckelwal vor den Bergen des Wüstenstaates Oman ging um die Welt.
Seit 15 Jahren gehört Tobias nun zu den ganz Großen seiner Zunft und ist vielfach ausgezeichnet und preisgekrönt. Sein größter Coup: spektakuläre Aufnahmen der Freitaucherin Anna von Boetticher unter dem Eis der Antarktis.
Seit langem beobachtet er mit Sorge wie sich die Fischbestände dezimieren und die Korallen sterben. Er hofft, mit seinen Aufnahmen einen Beitrag zu leisten, diese Entwicklung nicht nur zu dokumentieren sondern auch Menschen und Institutionen zu sensibilieren, für den Meeresschutz einzutreten. Darum unterstützt Tobias Better Oceans mit seinen Bildern.
Anna und der Eisberg
Im Winter frieren in Grönland Eisberge in den Fjorden fest, die weiter nördlich gekalbt sind und vor der Frostperiode in die Meeresengen gespült worden sind. In dem minus zwei Grad kalten Wasser ist die berühmte Freitaucherin Anna von Boetticher durch ein kleines Loch in der Eisdecke getaucht und konnte die Strukturen der Giganten erkunden.
Futter für Fotos
Das Anlocken von Haien, wie hier auf den Fidschi-Inseln im Südpazifik, wird kontrovers diskutiert. Einerseits werden dadurch die Haie teilweise domestiziert und deren Fressverhalten potenziell verändert – andererseits finanzieren sich dadurch Einheimische ihren Lebensunterhalt und müssen die Tiere nicht mehr jagen.
Einerseits – andererseits
Auch wenn dieser Samtanemonenfisch in seiner Anemone ein tolles Fotomotiv ist, so lässt sich an diesem Bild leider auch der Klimawandel und die Erwärmung der Meere erkennen: Anemonen verlieren ihre Farbe, wenn das Wasser zu lange zu warm war.
Gejagter Jäger
Haie, wie dieser Weißspitzen Hochseehai, sind nur selten neugierig und halten normalerweise viel Abstand. Dagegen ist der Mensch die viel größere Gefahr: Jährlich werden etwa 100 bis 200 Millionen Haie gefangen und deren Flossen zum späteren Verzehr, meist in Asien, abgeschnitten. Europa macht dabei fast 50% der weltweiten Exporte aus.
Seltener Schwarm
Große Fischschulen, wie diese Papageifische – aufgenommen in Ägypten, werden leider immer seltener. Die Überfischung der Ozeane hat manche Bestände erheblich reduziert und andere bereits ausgerottet. In geschützten Meeresschutzgebieten sind glücklicher Weise immer noch vereinzelt größere Schulen unterwegs.
Vorfahrt achten!
Dieser Buckelwal gehört zu einer kleinen Gruppe, die vor der arabischen Halbinsel im Indischen Ozean stationär ist und nicht wie alle anderen Buckelwale von kalten zu tropischen Gewässern migrieren. Am Ende dieser besonderen Begegnung hat sich der Wal mit einem Schlag der Schwanzflosse verabschiedet – keine gute Idee bei einem Verhältnis von 30 Tonnen Wal zu 90 Kilo Mensch.
Meeting mit Mantas
Diese anmutigen Mantarochen haben eine Spannweite von bis zu vier Metern und sind immer eine besondere Begegnung unter Wasser. Große Ansammlungen dieser riesigen Rochen sind zum Beispiel auf den Malediven zu finden, wo die Tiere an manchen Tagen in großen Gruppen zusammenkommen, um sich von dem im Wasser befindlichen Plankton zu ernähren.
Hoch im Norden
Schwertwale kommen weltweit und fast allen Gewässern dieser Erde vor. Unter anderem sind sie in Nord-Norwegen zu finden, wo sie nach Atlantischen Heringen jagen, die in den unzähligen Fjorden überwintern. Die Tage in Norwegen sind in dieser Zeit nur kurz und die Sonne teilweise gar nicht mehr zu sehen.
Die Kleinen im Großen
Pygmäenseepferdchen gehören mit etwa einem Zentimeter Körpergröße zu den kleinsten Arten von Seepferdchen weltweit. Sie halten sich mit ihrem Schwanz in großen Seefächern fest und ernähren sich von vorbeischwimmendem Plankton. Dieses Exemplar, aufgenommen im Nord-Osten von Bali, muss wohl kürzlich aus einem anders gefärbten Fächer gekommen sein, da es noch nicht die richtige Tarnfarbe angenommen hat.
Die Korallenriffe im nördlichen Roten Meer in Ägypten sind größtenteils immer noch intakt im Gegensatz zu dem Großteil der Riffe im Großen Barriere Riff in Australien. Wenn es zu lange zu warm im Wasser wird, sterben Korallen ab und können sich erst über Dekaden wieder erholen.
Diese zwei Grundeln habe ich in Papua Neu Guinea an einer Peitschenkorallen entdeckt und fotografiert. Es ist wirklich toll, dass es diese unglaubliche Vielfalt im Ozean gibt, die man erst bei genauerem Hinsehen wirklich erkennen kann. Je länger man an einem Ort unter Wasser verweilt, desto mehr kann entdeckt werden.
Der Seebär und sein Fotograf
Diesen Südafrikanischen Seebär habe ich in der Nähe von Kapstadt in Südafrika fotografiert. Auch wenn es hier nicht so aussieht – er ist vollkommen harmlos. Diese Seebären sind extrem spielfreudige Gesellen und sehr interessiert an uns Tauchern. Da kann es schon mal vorkommen, dass die Tiere in Flossen, Haube oder Kamera beissen – aber sie tun das ganz sanft.
Tobias Friedrich fotografiert seit 2007 mit der Spiegelreflex-Kamera unter Wasser. Das wasserdichte Gehäuse hat der Hersteller Seacam für seine Canon-Kamera gebaut.