Deutscher Meeresfilmpreis für Steffen Krones beim 7. Internationalen Meeresfilmfestival CINEMARE in Kiel
The North Drift – Plastik in Strömen
Steffen Krones ist in Dresden geboren – von dort zog‘s ihn hinaus in die weite Welt und zum Film. Auf seinen Reisen entstanden preisgekrönte Videos, Kurz- und Dokumentarfilme. Er arbeitet für Film-, Fernsehen- und Internetproduktionen. Er ist Regisseur und Drehbuchautor von „The North Drift – Plastik in Strömen“ und er gewinnt den Deutschen Meeresfilmpreis 2023 .
Steffen Krones ist mit „The North Drift“ ein bildgewaltiger und fein komponierter Film gelungen – ein Film, der formal eigenwillig aber in jeder Sekunde fesselnd ist, der gleichzeitig ein Dokumentarfilm über den Plastikmüll in den Weltmeeren aber auch eine Art „Call-to-Action-Film“ ist.
Steffen Krones bringt sich selbst ein, ist oft im Bild zu sehen, erläutert seine Motivation, kommentiert die Entstehung des Films und liefert das eigene Making-off quasi gleich mit. Sein persönlicher Ansatz macht Sinn, weil Meeresmüll sich nicht allein in Zahlen und Fakten erschöpft, sondern letztlich die Menschen selbst betrifft.
Und weil Müll nicht vom Himmel fällt, wird die Bierdose aus Deutschland, die an der Küste des Nordpolarmeers strandet vom Strandgut zum Forschungsprojekt. Wie kam der Müll hierhin? Strandet in der Arktis, was in Dresden achtlos weggeworfen wird? Steffen Krones geht dieser Frage nach und wirft eine GPS-Boje in die Elbe. Wird die Flaschenpost auf einer abgelegenen Insel in den Lofoten ankommen?
Die verrückte Idee skaliert sich so schnell hoch wie das Problem, das ihr zugrunde liegt: Plastikmüll in fragilen Ökosystemen, ein ewiges Andenken an die Wegwerfgesellschaft.
Eigentlich gehört das Feld der Argumente in einer Dokumentation den Fachleuten, deren Thesen und Tatsachen werden vom Filmemacher bebildert. „The North Drift“ ist anders – hier schlüpft auch der Regisseur in die Rolle des Forschers.
Aus seinem kleinen Versuch wird ein großangelegtes wissenschaftliches Experiment und so sehr das Publikum mitfiebert und hofft, dass die Boje die weite Reise schaffen wird, weiß es in jeder Sekunde – genau das ist das Problem.
Kinobilder und Handy-Footage sind im Schnitt gelungen verwoben. Wortlose Montagen, die vermüllte Stadtparks, Straßen und Strände in Deutschland mit Aufnahmen ferner Küsten verbinden, machen betroffen. Stimmungsvolle, ruhige Passagen wechseln sich mit dynamischer Action ab. Und das Publikum ist immer hautnah dabei.
Was ist Bewegtbild wert, wenn es nicht bewegend ist? „The North Drift“ erzeugt einen Sog und eine Nähe, die das Publikum zum Komplizen macht. Und alle wissen, wir sind Teil des Problems – und der Lösung.